We need to talk about CO-ABHÄNGIGKEIT

Das Wort Co-Abhängigkeit ist in Deutschland meist nur bezogen auf Suchterkrankungen. Beispiel: Dein Partner ist Alkoholiker. Du bist dann co-abhängig, wenn du das Suchtsystem unterstützt, obwohl du genau weißt, dass es toxisch ist. Wie das passiert? Du versteckst die leeren Flaschen vor anderen. Du erklärst den anderen, dass es „so schlimm“ gar nicht sei. Du unterstützt die Sucht anstatt dich radikal davon abzugrenzen. Bei solchen Fällen bleibt einem nichts anderes übrig als sich radikal davon anzugrenzen.

Du denkst: „Aber ich kann ihn doch nicht im Stich lassen?“ Musst du sogar. Weil oft auch eine emotionale Abhängigkeit zu der Person besteht. Das heißt, unbewusst ruht sich die Person auf deine Mithilfe aus. Solange du deckst, unterstützt, immer wieder verzeihst, trägst du das System. Das System kann sich nur ändern, indem du dich selbst veränderst. Das System oder dein Partner ändern sich nicht, wenn du erwartest dass es oder er sich ändert. Wird nicht passieren. Auch wenn die Versprechen immer wieder glaubwürdig ausgesprochen werden.

Deutschland ist wie immer nicht so weit wie andere Länder. Zum Beispiel auch bezüglich des Themas Trauma. Die USA behandelt das Thema schon lange, auch auf wissenschaftlicher Ebene. Das wofür in Deutschland zum Beispiel Verena König oder auch Dami Charf stehen. Und so verwenden die Menschen in den USA den Begriff Co-Abhängigkeit auch auf rein emotionaler Ebene, bezogen auf Beziehungen.

Du bist emotional co-abhängig, wenn du zum Beispiel eine:n gewaltvolle:n Partner:in hast. Und es nicht schaffst, dich davon zu trennen. Warum man das nicht schafft, hat traumabedingte Gründe. Darauf komme ich später zu sprechen. Gewalt kann körperliche und sexuelle Gewalt sein. Aber auch psychische und emotionale Gewalt zählen dazu. Auch hier äußert sich das so, dass du das Verhalten deines Partners immer wieder entschuldigst und vor anderen rechtfertigst.

Im Zusammenhang damit fallen dann auch häufig die Begrifflichkeiten wie toxisches Verhalten oder narzisstische Gewalt. Narzisstische Gewalt ist häufig auch unsichtbare Gewalt. Es ist sehr subtil und nicht greifbar. Du weißt nur: „Hier stimmt irgend etwas nicht“, aber du kannst nicht genau sagen was.

Woran du zum Beispiel unsichtbare Gewalt erkennst? Du wirst bestraft, indem du ignoriert wirst. Das passiert ja fast jeden Tag bei irgendwelchen Tinder-Geschichten. Emotionale Erpressung ist auch ein Klassiker. „Musst du halt wissen, ob du das mit deinem Gewissen vereinbaren kannst.“ Oder Liebes- und Nähe-Entzug. Du bist zwar seit Stunden mit der Person in einem Raum, fühlst dich aber unfassbar weit weg. Er:sie ist emotional gar nicht da – emotional nicht erreichbar. Nicht in der Lage, auf dich und deine Bedürfnisse einzugehen.

Du kannst auch ignoriert werden, indem dein:e Partner:in immer zu am arbeiten ist. „Hey sorry, super busy grad, keine Zeit, ich muss nochmal ins Büro“. Arbeitssucht. Genauso wie Sportsucht eine richtig schicke Kompensationsstrategie. Findet unsere Gesellschaft super. Arbeitswütige und sportliche Menschen. Das kann aber auch toxisch werden.

Manipulatives Verhalten gehört auch dazu. Nach außen sieht immer alles schick aus. Aber hinter verschlossener Tür kommt dann das wahre Gesicht an die Oberfläche. Und was auch unterschätzt wird: (Fehlender) Blickkontakt. Wenn das zum Beispiel schon in der Kindheit Gang und Gebe ist, dass deine Bezugsperson dich nicht ansieht oder dir böse Blicke zuwirft, ganz nach dem Motto „Wenn Blicke töten könnten“.

Wenn so etwas Dauerprogramm in deiner Kindheit war, suchst du dir auch im erwachsenen Leben immer wieder diese toxischen Beziehungen (Freundschaften, Partner:innen, Vorgesetzte, Kolleg:innen …). Das ist nicht deine Schuld. Schließlich weißt du gar nicht, wie es anders ist. Du hast nicht gelernt, wie sich gesunde Beziehungen anfühlen.

Und das ist auch der Grund, warum Menschen immer wieder rückfällig werden. Alle Außenstehenden schütteln nur noch den Kopf. Selbst du weißt, dass es eine doofe Idee ist. Aber es ist wie ein Magnet. Du kannst es nicht lassen. Das liegt an den neuronalen Netzen, die sich während deiner Kindheit verfestigt haben.

Als Kind bist du abhängig von deinen Eltern. Davon hängt dein Leben ab. Deswegen sind Babies schon so schlau, sich den Eltern anzupassen. Und wenn es toxisch ist, findet eine Überanpassung statt. Um zu Überleben. Das heißt, schon die Babies wissen, was sie nicht tun dürfen, um die Mutter oder den Vater nicht unnötig zu stören oder zu verärgern.

Bloß nicht zuviel sein. Bloß keine Bedürfnisse haben. Sonst passiert dir was. Ein kleines Kind kann sich nicht abgrenzen. Es muss in der Beziehung bleiben. Um zu überleben. Und wenn du als erwachsene Person in diesem Modus bist, kannst du auch deine:n Partner:in nicht verlassen. Oder dich von ihm:ihr abgrenzen. Weil das Muster tief in dir sitzt und sagt: Wenn du ihn:sie verlässt, stirbst du.

Das Schöne daran ist aber ja, dass wir nicht mehr klein sind. Jetzt kannst du gehen. Du weißt nur nicht wie. Und das lernst du, in einer Traumatherapie, oder auch in traumasensiblen Coachings. Dein Kopf weiß, dass du ihn verlassen musst. Aber du schaffst es trotzdem nicht. Deswegen braucht es Zeit und Geduld.

Heißt auch, dass dein Körper und dein Nervensystem in toxischen Beziehungen im höchsten Maße unter Stress steht. Dauerhaft. Heißt auch, dass chronisch entzündliche Prozesse in deinem Körper gar kein Ende finden können (in den Dornröschenschlaf verfallen), solange du in diesen toxischen Beziehungen bleibst.

Das erfordert Mut und Kraft. Und wenn du bereit bist, diesen Mut und diese Kraft für ein freieres Leben aufzubringen, dann hol dir Hilfe! Und wenn es erstmal ein Gespräch bei einer guten Freundin oder bei einem guten Kumpel ist. Oder du googelst nach Hilfsangeboten. Deutschland ist voll von guten und spezifischen Beratungsstellen und auch Notfallhotlines.

Wenn es AKUT ist, schau nach Hilfe in deiner direkten Umgebung!!

Wenn es nicht akut ist, du dich aber trotzdem in diesem Text wiedererkennst, schreib mir gerne über das Kontaktformular für einen kostenlosen Erstimpuls.

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