Moin ihr Lieben, HALLO (Endo)-SISTERS!
Obwohl Endometriose nicht die vermeintliche Frauenerkrankung ist, wie sie es immer von den meisten Ärzt:innen dargestellt wird, ist es für mich trotzdem feministisch. Und ich beziehe die Endo für mich persönlich auch auf die Gebärmutter, da dort bei mir das meiste Leid saß. Und weil die Weiblichkeit immer auch ein wunderschönes Msyterium ist, was ja die Endo bekanntlich auch ist.
Deswegen spreche ich hiermit alle Frauen* an und auch alle die sich als solche betiteln. Denn Frauen im Allgemeinen haben weiterhin Schwierigkeiten in der Gesellschaft und im Gesundheitssystem ernst genommen zu werden. Gesehen zu werden. Mit allem was dazu gehört.
In meiner aktueller hauptberuflichen Tätigkeit arbeiten wir mit dem bio-psychosozialem Modell. Heißt, wir schauen uns nicht nur die vorhandenen Diagnosen an. Wir schauen auch, in welchem Umfeld die Person mit der Diagnose sich befindet. Und was das Umfeld mit der Diagnose macht. Bzw. was die Diagnose vielleicht auch für eine Funktion für das Umfeld und die betroffene Person hat. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir dort alles auffangen, was bei den Ärzt:in-Besuchen zu kurz kommt:
Nämlich ein traumasensibler und ganzheitlicher Umgang mit mit der Person und ihrer Erkrankung. Ganz viel Zeit! Zum Fragen stellen. Zum Hinterfragen. Zum Gesehen-Werden. Zum andere Perspektiven aufzeigen. Wir schauen über den Tellerrand. Schauen uns ALLE Diagnosen an die da sind. Schauen, wie die sich gegenseitig beeinflussen. Was auch oft von den Ärzt:innen nicht gesehen wird.
Meine ganz persönliche Erfahrung war ähnlich. Die Endo-Gäng wird es kennen: Ich habe einen Termin bei meiner Frauenärztin und kippe vor Schmerzen und Blut- und Eisenverlust fast vom Stuhl. Mit der Bitte, eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zu kriegen, weil ich nicht arbeiten kann. Und das Einzige was sie sagt ist: „Stellen Sie sich nicht so an, Menstruationsschmerzen sind normal.“ JA, HERZLICHEN DANK auch! Danke für’s Gespräch. Die AU Bescheinigung habe ich natürlich NICHT bekommen. Und auf meine angesprochene Vermutung hin Endometriose zu haben, winkt sie nur ab und sagt, dass das bei mir nicht der Fall ist, ohne mich richtig zu untersuchen. Und lässt mich gehen. ZACK. Da stand ich also. Auf mich allein gestellt.
Das war wohl der Tiefpunkt meiner Endo-Karriere, wohlbemerkt ohne zu wissen, dass ich Endo habe!
Nun gut. Und diese Erlebnisse lassen mein inneres Kind zu dem alten und ungesunden Glaubenssatz verleiten (man stelle sich ein kleines trotziges Mädchen vor, was sich im Supermarkt auf den Boden legt und rumschreit, weil es nicht das Eis bekommt, was es möchte): „Gut, dann mache ich das jetzt halt alleine. Ich kann mich eh auf niemanden verlassen. Also schlage ich mich – mal wieder – alleine durch.“
Gesagt, getan.
Ich bin ein Nerd. Ein Psychologie-Nerd. Folge des ganzen Desasters: Mein Bücherregal steht voll. Von medizinisch, über psychologisch bis spirituell. Mit dem Fazit, dass ich mittlerweile symptomfrei bin. Ohne Hormontherapie. Ohne OP. Weil wie denn auch, ich bin seither nicht mehr zum Arzt gegangen. Bzw. bin ich immer zu Kontrollterminen gegangen, aber auch da wurde weiterhin nichts ertastet.
Ein fast schon witziger Fakt: Aufgrund von depressiven Verstimmungen hatte ich mich vor 8 Jahren endlich und voll entschlossen dazu entschieden, die Pille abzusetzen. Und ich bin dankbar, dabei geblieben zu sein. Das hat zwar die ganzen Symptome bis auf Schärfste eskalieren lassen. Aber ohne all diese Erfahrungen, wäre ich nicht da, wo ich heute stehe.
Trotz, dass der ganze Prozess eine Menge Tränen, Zeit, Energie, Geld und Disziplin (ich mag das Wort nicht, aber es stimmt) gekostet hat. Traumatherapie, Hypnose, Hormonmassage, tägliches Luna-Yoga. Keine Ernährungsumstellung! Weil da mein inneres trotziges Kind richtig schnell reagiert und sagt: SAG MIR NICHT, WAS ICH ZU ESSEN HABE.
Symptomfrei sitze ich also wieder bei meiner neuen coolen Frauenärztin auf dem Stuhl. Schon mit dem unwohligen Gefühl, wieder auf diesen Stuhl zu müssen. Wieder diese kalten Untersuchungswerkzeuge in meiner Vulva. Bis meine Frauenärztin einen Herd im Douglas-Raum ertastet und fragt, ob ich zu starke Blutungen und Schmerzen habe. Ich sage: „Nee, hat sich alles aufgelöst, weil bla bla bla“. Und sie sagt: Sollten wir auf Endometriose testen lassen, das klingt alles sehr danach! Und ich falle aus allen Wolken. Das war eine Mischung aus: Erleichterung, Panik und Angst. Angst, davor jetzt ein Fass aufzumachen, was vielleicht gar nicht mehr aufgemacht werden muss?
Interessanterweise haben sich dadurch die Symptome kurzfristig wieder gemeldet. Vor allem nach der Untersuchung hatte ich eine Woche lange Schmerzen.
Das Buch „Endometriose und Psyche“ von Martina Liel habe ich deshalb innerhalb einer Woche verschlungen. Weil es genau das zusammenfasst, was ich in den letzten Jahren meiner Selbstrecherche und meines Heilungsweges erfahren habe: Aktive Herde lassen sich in den allermeisten Fällen mit der Psyche, den Traumata und den Beziehungen verknüpfen, in denen wir uns befinden. Und sie können inaktiv werden (symptomfrei), wenn man auch in die psychotherapeutische Ecke schaut.
Egal, wie dein Weg ist und war: Alles ist richtig und jede:r in seinem:ihrem Tempo. Meine Geschichte ist nur eine von Vielen. Und ich möchte euch nichts aufzwingen. Ob Hormontherapie oder nicht, ob OP’s oder nicht. Das spielt keine Rolle! Aber meine Erfahrungen (sowohl beruflich, als auch privat) und meine Expertise als systemische Therapeutin können dir helfen, eine neue und andere Perspektive anzusehen.
You’re very WELCOME, feel free to contact me! 🙂